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„Frei zu sein, das heisst meist auch einsam zu sein“


Der Titel meines neusten Blogs entstammt aus dem Song „Auf dem Weg zu mir“ von Peter Maffay (Album: Frei sein, Datum der Erstveröffentlichung: 1979). Da mein Vater ein riesiger Maffay Fan ist, erwachte ich an manchen Sonntagmorgen zu diesen Klängen. Obwohl ich damals noch ein Kind war, berührte der Text eine Saite in mir, die ich erst im Laufe des Erwachsenseins wahrhaftig zu verstehen respektive vollumfänglich zu akzeptieren begann.


Dies ist der Grund, weshalb ich genau diesen Titel als Aufhänger wählte, denn heute möchte ich mein 2020 ein wenig beleuchten und wiederum einen Bogen schliessen zum aktuellen Stand der Dinge.


Anfangs diesen Jahres, als Corona noch nichts weiter war als eine hippe Biermarke, fragte mich ein Freund, ob ich Lust hätte, ihn im Spätsommer auf eine dreiwöchige Kanadareise zu begleiten. Dieser Trip war schon früher ein Thema, erforderte damals aber noch keine konkrete Entscheidung, hatte ich doch gerade eine eindrückliche Kubareise hinter mich gebracht.


Als introvertierter Mensch brauche ich bei dem meisten Dingen Ruhe, Raum und Zeit, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten. In den vergangenen 20 Jahren habe ich unzählige Länder bereist, schönes und schreckliches gesehen sowie da und dort auch wunderbare Freundschaften geschlossen. Ich möchte nichts davon missen, denn mein Bewusstsein hat sich jedes Mal ein Stück erweitert. Es waren sozusagen Lehr- und Wanderjahre, was man aber immer erst im Nachhinein wirklich erkennt, da das Leben vorwärts gelebt wird.


Nach der Rückkehr aus Kuba war da auf einmal dieses Gefühl von „nun lass es mal gut sein“. Schon damals war klar, dass ich im Oktober 2020 anlässlich meines 50. Geburtstages für meine Familie und Freunde eine Party schmeissen würde die für uns alle unvergesslich bleiben sollte. Von daher war mein Fokus darauf gerichtet und das Reisen im Jubeljahr blosse Nebensache.


Erst als die Frage meines potentiellen Reisebegleiters eine konkrete Antwort erforderte, wurde ich quasi „gezwungen“ mich meinem Bauchgefühl zu stellen, etwas, was ich zuvor auf die lange Bank geschoben hatte, weil ich mich gerne vom Fluss des Lebens treiben lasse.


Also ging ich in mich und erteilte ihm kurz darauf eine Absage mit der Begründung, dass mein Instinkt mir sagte, dass mich die Reise im 2020 in mein Inneres führen möchte. Er wünschte mir Glück, nicht wissend, dass Kanada in diesem Jahr auch für ihn ein blosser Wunschtraum bleiben sollte.


Selbstverständlich hatte ich keinen wirklichen Plan, wohin mich mein Weg, für den ich mich nun also bewusst entschieden hatte, führen würde. Dann hielt die „Krone der Schöpfung“ mit voller Wucht in Europa Einzug und unser Alltag veränderte sich schlagartig. Statt zwei Tage die Woche begann ich nun dauerhaft im Home Office zu arbeiten. Kontakte zu Kollegen und Freunden verlagerten sich mehr und mehr auf eine virtuelle Ebene; vieles was bisher unmöglich erschien wurde plötzlich möglich, ohne dass die Welt im Chaos versank oder gar unterging.


Vor mir tat sich eine Welt auf, die viele vielleicht noch immer nicht verstehen, weil sie Ereignisse nach wie vor als einzelne, voneinander total unabhängige Episoden betrachten, statt als Puzzleteile eines grossen Ganzen.


Wie ich letztes Mal schon sagte: Wir alle spielen die uns zugeteilte Rolle in diesem Theater namens „Leben“. Seit Beginn dieser Pandemie verspürte ich zu keiner Zeit Angst, aber ganz viel Unbehagen beim Anblick all dieser Masken und deren unausweichlichen Folgeerscheinungen. Sie haben das Unsichtbare sichtbar gemacht, denn viele Menschen hatten schon ihr Leben lang eine Maske getragen, weil Authentizität in einer Leistungs- und Konsumgesellschaft nichts verloren hat.


Dabei hat ebendiese eine kranke, seelenlose Gesellschaft hervorgebracht, die sich wie Kinder benehmen, welche „Chef“ spielen aber keinerlei Verantwortung für ihr Handeln übernehmen wollen respektive können, weil sie die Konsequenzen fürchten. Man muss bloss die Zeitungen öffnen um unzählige Beispiele dafür zu finden. Man klatscht vom sicheren Hafen aus munter Beifall ohne je selber an vorderster Front mitzumischen, denn dort lauern ganz viele „gefährliche“ Viren, denen man besser aus dem Weg geht um die „Vulnerablen“ zu schützen. Den Bürgern wird die Mündigkeit abgesprochen, weil sie den Entscheidungsträgern fehlt. Es sei daran erinnert, dass sich das in der Psychologie „Projektion“ nennt.


Wir haben es sehr wohl in der Hand, unsere Freiheit zurückzuerobern, indem wir aus der Illusion erwachen, welche z.B. die Schere zwischen arm und reich stetig vergrössert hat, trotz der unablässigen Beteuerungen, zum Wohle des Volkes zu handeln. Schaut euch doch um? Wann haben eure Vorgesetzen zum letzten Mal wirklich etwas zu eurem Wohle getan, sich bedingungslos hinter euch gestellt?


Diese vergangenen neun Monate meines selbsterwählten „Exils“ haben mir Zeit gegeben, nicht nur mein Inneres weiter zu erforschen, sondern eben auch die Zusammenhänge im Weltgeschehen zu begreifen.


Ich habe Bücher gelesen, durch die ich eine Bestätigung dessen erfahren durfte, was ich praktisch schon mein ganzes Leben rein intuitiv gelebt hatte, sei es im körperlichen, seelischen oder geistigen Bereich. Auch nach all der Zeit fällt es mir leicht, auf Dinge zu verzichten, die für viele nach wie vor unerlässlich sind, egal ob es sich um Kino, Konzerte, Restaurantbesuche oder spontane Treffen mit Freunden handelt. Ich bin alleine bei und mit mir, verbringe täglich mindestens eine Stunde mit meinen Eltern, gehe meiner Arbeit nach, sorge für ausreichend Bewegung und fühle mich einfach nur gut. Meinen Eltern geht es ebenso, auch wenn sie von allen Seiten kritisiert werden, dass sie „nirgendwo mehr hingehen“. Dabei legen sie zu Fuss und an der frischen Luft täglich zwischen 7 und 10 km zurück. Sie sind glücklich und zufrieden, denn auch sie verstehen, dass Frieden und Freiheit in uns selber ruhen.


Meine Innenschau hat mir auch die Kraft gegeben, das Experiment zu wagen, bloss noch eine Mahlzeit pro Tag zu mir nehmen und möglichst nur Wasser oder Mineralwasser zu trinken. Seit drei Wochen praktiziere ich dies jetzt schon, denn man sagt, dass es 21 Tage dauert, um eine bleibende Veränderung der Gewohnheiten herbeizuführen. Bis jetzt hat es nicht nur meinen Körper „erleichtert“, sondern auch mein Bewusstsein erweitert, mir kreative Energieschübe beschert.


Viele mögen das, was ich gerade tue nicht verstehen, mich vielleicht für eine versponnene Eigenbrötlerin halten, aber ich weiss tiefinnerlich, dass es genau das ist, was ich gerade brauche, denn Alleinsein hat rein gar nichts mit Einsamkeit zu tun. Das mag für euch im Widerspruch stehen zur Wahl des Titels, ist es aber in meinen Augen nicht. Zutreffend ist zur Zeit aber sicherlich, dass die innere Freiheit (noch) mit einer Art von Einsamkeit einhergeht, die aber nicht negativ behaftet ist.


Obwohl ich momentan kaum persönlichen Kontakt zu meinen Freunden habe, bedeutet das nicht, dass ich nicht regelmässig mit liebevollen Gedanken bei ihnen bin. Es ist bloss so, dass es mich sehr viel Energie kostet, immer und immer wieder auf das gleiche Thema zu sprechen zu kommen, statt den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen.


Alles ist vorbestimmt und sobald sich das Bild des Wandels klarer abzeichnet, wir frei sind, werden wir wieder zusammenkommen und vielleicht zum ersten Mal ehrlich und aus tiefstem Herzen wertschätzen was wirklich zählt im Leben. Vielleicht können dann auch sehr viel mehr Menschen nachvollziehen, welchen Prozess ich gerade durchlebe, weil sie alle auf sich selber zurückgeworfen worden sind, ob sie das wollten oder nicht. Irgendwann macht auch das Onlineshopping keinen Spass mehr, hat man alle Netflix Serien gesehen, dann beginnt die Selbstfindung.


Wer weiss, vielleicht ist ein erstes Ergebnis dessen, dass man einen Teil des Geldes, welches man vorher aus Langeweile für unsinnige Dinge ausgab, an Bedürftige spendet, denn davon gibt es in der reichen Schweiz so einige.


Ich freue mich darauf, denn ihr bedeutet mir die Welt! Und ja, die Geburtstags-Party bleibt unvergessen. <3<3<3


Froher 1. Advent


Susan

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