Aktuell lese ich gerade „Die Weisheit eines Yogi“ von Sadhguru. Er schreibt: „Wenn du in dir selbst vollständig die Verantwortung für alles übernimmst, was dich umgibt, wirst du zum Zentrum jeder Situation – zu Hause, im Beruf und sogar im Universum. Da du zum unentbehrlichen Teil dieser Situationen wirst, ist in dir kein Gefühl der Unsicherheit oder Unvollständigkeit mehr. ... Unbewusst zu reagieren ist Versklavung. Verantwortlichkeit ist Freiheit.“
Ja, wir alle sind verantwortlich für unser Leben und je rascher das die Menschheit begreift, desto schneller finden wir einen Ausweg aus der aktuellen Lage. Medien, Experten, ganze Regierungen können noch so laut lamentieren, fordern, anklagen, weinerlich nach „Mama’s“ oder „Papa’s“ Hilfe rufen; es wird alles nichts nützen. Das Einzige was passiert: Wir werden uns bloss noch weiter in die Sackgasse manövrieren und alles zerstören, was wir bisher für selbstverständlich gehalten haben.
Es sei denn... wir wachen endlich auf und übernehmen die volle Verantwortung für unser Leben, schalten den gesunden Menschenverstand ein und handeln intuitiv statt rein vernunft- sprich angstgesteuert.
Schauen wir uns doch einmal um in dieser Welt, was da in den USA zum Beispiel gerade abläuft. Es ist eine Tragikomödie der schrillsten Art und ein Paradebeispiel dafür, dass man lieber mit dem Finger auf den anderen zeigt, statt die Folgen seiner eigenen Handlungen anzuerkennen und Gegensteuer zu geben.
Ich habe mir Teile der Debatten zwischen Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden angeschaut und dabei echtes Mitleid für den amtierenden Präsidenten empfunden. Er nimmt es offensichtlich mit der Wahrheit nicht immer so genau, aber ihm konstant zu unterstellen, er wolle Amerika in den Abgrund stürzen ist eine Anmassung sondergleichen. Von der Respektlosigkeit, die ihm von Seiten der Massenmedien entgegengebracht wird, wollen wir gar nicht erst reden. Das ist eine Ungeheuerlichkeit sondergleichen, vor allem in einem Land, das sich das Wort Meinungsfreiheit voller Stolz auf die Fahne schreibt.
Ja, er hat vieles zerstört - was vorher schon im Argen lag - aber er hat bestimmt nicht alles falsch gemacht. Das gängigste Mittel unserer Zeit ist, anderen die Schuld für das eigene Versagen in die Schuhe zu schieben. Wie einfach und bequem. Alle wollen Macht und Prestige, aber keiner will die Verantwortung übernehmen. Präsident Trump hält seinen Vorgängern den Spiegel vor indem er z.B. die berechtigte Frage stellte: „Wer hat die Käfige gebaut?“ Man erntet, was man sät, nicht wahr?
Aber egal was er sagt und was er tut, seine „Gegner“ wollen am besten gar nichts hören oder sehen. Sie wissen nur eines, dass sie es besser können (Blockaden wo es nur geht) und wer das nicht anerkennt, ist folglich ein Idiot. Diese blinde Versessenheit hat die Demokraten 2016 die Präsidentschaft gekostet („eine Horde bedauernswerter Kreaturen“) und aufgrund der stillen Mehrheit wird genau das wieder passieren. Jedes Land bekommt die Regierung, die es verdient.
Erst wenn die Menschen einander endlich wieder richtig zuhören und die Probleme derer, die nicht mit dem goldenen Löffel geboren worden sind, ernst nehmen, kann eine neue, konstruktive Gesellschaft entstehen. Konsens statt Konfrontation.
Eigenverantwortlichkeit ist das Schlüsselwort und das bringt mich nun noch zu einem anderen Thema: Rassismus.
Mit grossem Interesse und tiefer Anteilnahme habe ich mir die SRF Reportage „Rassismus in der Schweiz – Der Sommer in dem ich ‚Schwarz’ wurde“ angeschaut. Darin thematisiert Angélique Beldner zum ersten Mal sehr berührend und anschaulich den Rassismus den sie erlebt(e).
„Gleichberechtigung“ und „Gerechtigkeit“ sind Themen für die ich mich auch im beruflichen Umfeld sehr stark engagiere unter anderem als offizielle Botschafterin für „Diversity & Inclusion“ („Vielfalt & Inklusion“). Wenn ich bei dieser spannenden Aufgabe eines gelernt habe, dann dass es auch hier um (Eigen-)Verantwortlichkeit geht. Wenn wir Rassismus, Frauenfeindlichkeit respektive jegliche Art von Ausgrenzung besiegen wollen, müssen wir uns alle ins gleiche Boot setzen und aufhören rein in Kategorien wie „Opfer“ und „Täter“ zu denken. Stattdessen sollten wir offen und ehrlich über unsere Gefühle und Befindlichkeiten sprechen und natürliche Grenzen setzen.
Angélique hat das in sehr berührender Weise getan und das Ende des Filmes macht deutlich, dass man die Welt meist nicht bloss in schwarz und weiss einteilen kann, sondern dass es sehr viele Grauschattierungen gibt.
Eine Szene möchte ich dazu speziell hervorheben; es ist die Frage: „Woher kommst du?“ Dies ist im internationalen Umfeld in dem ich arbeite ebenfalls ein sehr häufiges Thema. Ich erkenne klaglos an, dass Menschen anderer Hautfarbe dies oft als rassistisch empfinden, auch wenn es dem Fragenden gar nicht bewusst ist.
Was mich im Fall von Angélique traurig stimmte war die Frage nach dem „Warum“. Warum fällt es ihr, wie auch vielen anderen so schwer zu sagen, dass z.B. beide oder zumindest ein Elternteil aus einem afrikanischen Land stammen? Warum ist Afrika mit so viel Scham behaftet obwohl alle Menschen dieser Erde gleichwertig sind?
Warum unterdrückt man einen Teil seiner selbst, passt sich automatisch einer (weissen) Mehrheit oder einem Schönheitsideal an, statt seine naturgegebene Individualität offen zu leben? Warum setzt man sich bereitwillig Grenzen und erzeugt dadurch unnötigen Schmerz, wo das Dasein doch grenzenlos frei ist?
Wir alle begegnen im Leben Menschen die uns entweder mögen oder nicht ausstehen können egal wie wir aussehen oder uns benehmen. Na und? Alles ist gut wie es ist. Warum konzentrieren wir uns nicht einfach darauf, wer uns liebt, statt denen gefallen zu wollen, die sich keinen Deut um uns scheren?
Der Film zeigt doch sehr deutlich, welch brutale Wunden Schweigen, Scham und die Unterdrückung der wahren Gefühle bei allen Beteiligten hinterlassen. Erst wenn aus „ich“ und „die anderen“ endlich ein „uns“ wird, verliert Rassismus seinen Nährboden.
Danke für Deinen Mut, liebe Angélique und sei versichert, dass Du sehr viele Verbündete jeglicher Couleur hast! Die Diskussion sei hiermit eröffnet.
Zum Schluss nochmals ein Auszug aus „Die Weisheit eines Yogi“: „Ärger, Zorn, Eifersucht, Schmerz, Gekränktsein und Depression sind Gifte, die du selbst trinkst, dabei aber erwartest, jemand anders würde daran sterben. So läuft es im Leben nicht. Die meisten Leute brauchen mehr als ein Leben, um diese einfache Wahrheit zu verstehen.“
Bis zum nächsten Mal, eure Susan
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