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„In einer Sackgasse kann Rückschritt Fortschritt bedeuten“


Woche für Woche suche ich nach Zitaten, die das Kernthema eines jeden Blogs möglichst treffend umschreiben. Das Wort „Sackgasse“ ergab nicht sehr viele Treffer, aber das spielt auch keine Rolle, wenn man sozusagen den „Supertreffer“ landet. Das Universum enttäuscht einen nie. Wie sonst liesse es sich erklären, dass dieser weise Satz ausgerechnet von einem Mediziner - genauer noch Immunologen - namens Gerhard Uhlenbruck stammt, von dem ich nie zuvor gehört hatte?


Fügen wir den ägyptischen Zitatgeber der letzten Woche zum Dauerbrenner „Corona-Dilemma“ hinzu, ist der perfekte Bogen zu den aktuellsten Ereignissen gespannt. Der „Film“, von dem der mysteriöse „Q“ so gerne spricht, wurde aufgrund der Blockade des Suez-Kanals durch ein Containerschiff der „Evergreen Line“ nun sozusagen mit Musik unterlegt. In der englischen Sprache werden zeitlose Lieder bekanntlich als „Evergreens“ bezeichnet und im Jahr 1976 veröffentlichte Barbra Streisand den gleichnamigen Titelsong zu „A star is born“. Dies aber nur so als Randnotiz.


Als ich zum ersten Mal hörte, dass sich ein 400 Meter langes und 220,000 Tonnen schweres Containerschiff angeblich wegen eines Sandsturmes quer gestellt hatte, respektive ein Bild der Unfallstelle sah, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Sobald beim Roulette die Kugel rollt und somit keine Einsätze mehr getätigt werden können, sagt der Croupier jeweils „Nichts geht mehr“. Und genau so ist das jetzt in diesem Flaschenhals, der das Rote Meer vom Mittelmeer trennt und wahrscheinlich einer der gigantischsten Staus der Geschichte verursachen wird, dessen Folgen für den Welthandel noch nicht absehbar sind.


Wenn wir endlich der Realität ins Gesicht blicken, kommen wir nicht umhin zuzugeben, dass im Grunde genommen seit mehr als einem Jahr schon nichts mehr geht. Solange die Bälle alle in der Luft waren, konnte man die Augen vor den drohenden Gefahren, vor den latent vorhandenen Ungleichgewichten und Ungerechtigkeiten verschliessen, aber dank der „Krone der Schöpfung“ fielen die Bälle nach und nach zu Boden. „Ever Given“ liegt nun sinnbildlich für das globale Scheitern quer in der Landschaft. Einzig ein kleiner Bagger - sozusagen der „David“ - versucht unermüdlich, den „Goliath“ aus seiner Blockade zu befreien, während ein selbsternannter „Experte“ vollmundig ein rasches Ende der misslichen Lage verspricht.


Was von den Aussagen solcher „Experten“ zu halten ist, sollte aus eigener, leidvoller Erfahrung hinlänglich bekannt sein... Und nein, eine Verschwörung ist auch das nicht, sondern bloss eine Verkettung von Ereignissen, die mit ziemlicher Sicherheit mit Ignoranz, mangelnder Sorgfalt, Überlastung Kosten- oder Zeitdruck etc. in Zusammenhang stehen. Die üblichen Themen halt, weil die Theorie in der Praxis meistens am Faktor Mensch scheitert.


In der BaZ von heute Samstag war zu lesen, dass der Suez-Kanal nur einer von drei Flaschenhälsen ist, in denen es langsam kritisch wird. In den Häfen von Long Beach und Los Angeles ankern seit Monaten regelmässig Containerschiffe, deren Entladung aufgrund der einzuhaltenden Hygienevorschriften um einiges länger dauert als früher. Dies führt wiederum dazu, dass in den chronisch überlasteten Häfen Chinas die Container zur Beladung fehlen. Erschwerend kommen im Land der Mitte auch noch die hohen Quarantäneanforderungen hinzu.


Offenbar hat die Internationale Schifffahrtskammer einen Alarm ausgelöst, wonach un- oder mit dem „falschen“ Vakzin geimpfte Schiffsangestellte die weltweiten Lieferketten in noch grössere Probleme zu stürzen drohen. Von den rund 1.7 Millionen Seeleuten stammen gemäss der BaZ 900,000 aus Entwicklungsländern, wo die Impfstoffe für die breite Bevölkerung erst ab 2024 vorrätig sein könnten.


Da es auch auf See unzählige Impfskeptiker gibt, besteht die reale Gefahr, dass es in den kommenden Monaten zu einer ernsthaften Verknappung von Seeleuten kommen könnte.


Ob sich unsere schlauen Damen und Herren Politiker dessen allerdings bewusst sind ist zu bezweifeln, trägt doch der BaZ Leitartikel den Titel „Dilettanten im Nebel“.


Langsam scheint es also selbst den sogenannten „Massenmedien“ zu dämmern, dass nichts so einfach ist, wie es scheint und niemand einen Plan hat, wie man aus dieser Sackgasse wieder herausfindet ohne Federn zu lassen. Immerhin hat die deutsche Bundeskanzlerin zugegeben, dass ihre Entscheidung, über die Ostertage in einen neuerlichen Lockdown zu gehen, ein Fehler war, da juristisch nicht tragbar. Frankreich hingegen, wo seit einer gefühlten Ewigkeit strenge Einschränkungen gelten, igelt sich noch stärker ein, ohne sich offenbar zu fragen, wie das mit den angeblich unverändert hohen Fallzahlen zusammenpasst.


Wäre es da nicht an der Zeit, über neue Strategien nachzudenken respektive den mündigen Bürgern endlich wieder ihren freien Willen zuzugestehen, also ihnen die Entscheidung zu überlassen, wie sie sich vor Ansteckung schützen?


Womit ich beim letzten Punkt des heutigen Blogs angelangt bin; der Empörung. Kaum war die bewilligte Demo mit mehreren Tausend friedlichen Teilnehmern in Liestal Geschichte, musste sich die zuständige Regierungsrätin Kathrin Schweizer im Landrat erklären, weil sich kaum jemand an die Maskenpflicht gehalten hatte. Na ja, ist ja auch blöd, wenn nun keiner krank wird und das gängige Narrativ einfach so in sich zusammenfällt.


Mich erinnert dieses Gedöns stark an einen Sandkasten, wo ein Kleinkind laut nach Mama schreit, wenn ein anderes Kleinkind ihm die Schaufel aus der Hand reisst. Natürlich hat jeder ein Recht auf freie Meinungsäusserung, aber irgendwann muss man es auch mal gut sein lassen.


Wie heisst es in der Bibel so treffend? „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“


Ich will hier nicht verallgemeinern, aber die persönliche Erfahrung hat gezeigt, dass jene, die am eifrigsten darauf pochen, dass sich aus „Gründen der Solidarität“ alle impfen lassen sollen, diejenigen sind, die zum Beispiel nicht auf den jährlichen Skiurlaub verzichten konnten oder unbeirrt in der Schweiz umherreisen.


Eine Pandemie erfolgreich zu bekämpfen ist nur durch Verzicht möglich und das ist in einer stark egobasierten Gesellschaft eine Utopie. Solidarität ist meistens etwas für die anderen, denn warum soll es schlimm sein, wenn ich in meine Ferienwohnung fahre, ich bleibe ja auch da in meinen eigenen vier Wänden? In der Sozialpsychologie nennt man das „kognitive Dissonanz“.


Diejenigen, die sich über die „Demo-Idioten“ empört haben, sollten vielleicht mal über die Möglichkeit nachdenken, dass viele unter ihnen in den letzten Monaten tatsächlich echten Verzicht geübt haben könnten und somit keinerlei Gefahr für ihre Mitmenschen darstellen. Vielleicht waren sie zum ersten Mal wieder draussen unter ganz vielen Leuten und hatten so die Gelegenheit deutlich zu machen, dass die Meinung des Bundesrates nicht automatisch auch ihre ist. Dieser verschleudert weiterhin munter unsere Steuergelder, für Sachen, von denen er gar nicht weiss, ob wir sie überhaupt haben wollen.


Da Demonstrationen nicht mein Ding sind, habe ich sie einzig in den sozialen Medien verfolgt, aber ich hätte genau so eine Person sein können. Seit Anfang März letzten Jahres arbeite ich ausschliesslich von zuhause aus. Abgesehen von meiner Familie habe ich sehr wenig Kontakt mit Aussenstehenden und von daher bin ich für niemanden ein Risiko, denn höflicher Abstand war schon vor Corona eine Selbstverständlichkeit und im übrigen ist Alleinsein ungemein bereichernd, denn es lehrt einen den Unterschied zwischen gewöhnlich und mittelmässig.


Früher waren Kino, Konzerte, Theater und Restaurantbesuche mit Freunden ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, aber wenn Solidarität gefragt ist, fällt es mir leicht für eine Weile zu verzichten. Damit will ich aber keinesfalls sagen, dass ich es gutheisse, dass die Kulturschaffenden ohne Nothilfe im Regen stehengelassen werden.


Schauen wir mal, wie der Film weitergeht, langweilig wird er ganz bestimmt nie. Wie pflegt „Q“ zu sagen? „Es wird biblisch“... also passt Ägypten perfekt ins Bild...


Schiff ahoi, eure Susan

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