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„Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen“


Das heutige Zitat stammt vom französischen Gelehrten Blaise Pascal (1623–1662), welcher zeit seines Lebens und Wirkens das Prinzip der Einheit allen Seins vertrat, was zur Folge hat, dass wir weit weniger beeinflussen können als wir gemeinhin glauben.


Wie ihr wohl zwischenzeitlich längst erkannt habt, teile ich seine Meinung voll und ganz. Und weil das Verständnis dieses universellen Gesetzes „Bewusst-Sein“ voraussetzt, machen wir heute gemeinsam einen Ausflug in die Welt von Albert Hofmann (1906-2008), dem Entdecker und Autor von „LSD – Mein Sorgenkind“.


Im Vorwort zur Ausgabe von 1993 ist folgendes zu lesen:


„Es gibt Erlebnisse, über die zu sprechen die meisten Menschen sich scheuen, weil sie nicht in die Alltagswirklichkeit passen und sich einer verstandesmässigen Erklärung entziehen. Damit sind nicht besondere Ereignisse in der Aussenwelt gemeint, sondern Vorgänge in unserem Inneren, die meistens als blosse Einbildung abgewertet und aus der Erinnerung verdrängt werden. Das vertraute Bild der Umgebung erfährt plötzlich eine merkwürdige, beglückende oder erschreckende Verwandlung, erscheint in einem anderen Licht, bekommt eine besondere Bedeutung. Ein solches Erlebnis kann uns nur wie ein Hauch berühren oder aber sich tief einprägen.


Aus meiner Knabenzeit ist mir eine derartige Verzauberung ganz besonders lebendig in Erinnerung geblieben. Es war an einem Maimorgen. Das Jahr weiss ich nicht mehr, aber ich kann noch auf den Schritt genau angeben, an welcher Stelle des Waldweges auf dem Martinsberg oberhalb von Baden (Schweiz) sie eintrat. Während ich durch den frisch ergrünten, von der Morgensonne durchstrahlten, von Vogelgesang erfüllten Wald dahinschlenderte, erschien auf einmal alles in einem ungewöhnlich klaren Licht. Hatte ich vorher nie recht geschaut, und sah ich jetzt plötzlich den Frühlingwald, wie er wirklich war? Er erstrahlte im Glanz einer eigenartig zu Herzen gehenden, sprechenden Schönheit, als ober er mich einbeziehen wollte in seine Herrlichkeit. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl der Zugehörigkeit und seligen Geborgenheit durchströmte mich.


Wie lange ich gebannt stehenblieb, weiss ich nicht, aber ich erinnere mich der Gedanken, die mich beschäftigten, als der verklärte Zustand langsam dahinschwand und ich weiterwanderte. Warum dauerte die beseligende Schau nicht weiter an, da sie doch eine durch unmittelbares, tiefes Erleben überzeugende Wirklichkeit offenbart hatte? Und wie konnte ich, wozu mich meine überquellende Freude drängte, jemandem von meinem Erlebnis berichten, da ich doch sogleich spürte, dass ich keine Worte für das Geschaute fand? Es schien mir seltsam, dass ich als Kind etwas so Wunderbares gesehen hatte, das die Erwachsenen offensichtlich nicht bemerkten, denn ich hatte sie nie davon reden hören.


In meiner späteren Knabenzeit hatte ich auf meinen Streifzügen durch Wald und Wiesen noch einige solche beglückende Erlebnisse. Sie waren es, die mein Weltbild in seinen Grundzügen bestimmten, indem sie mir die Gewissheit vom Dasein einer dem Alltagsblick verborgenen, unergründlichen, lebenswollen Wirklichkeit gaben.


Oft beschäftigte mich damals die Frage, ob ich vielleicht später als Erwachsener fähig sein würde, anderen diese Erfahrungen mitzuteilen, ob ich als Dichter oder Maler das Geschaute darzustellen vermöchte. Aber ich fühlte mich weder zu dem einen noch zu dem anderen berufen, und so würde ich wohl diese Erlebnisse, die mir so viel bedeuteten, für mich behalten müssen.


Auf unerwartete Weise, aber kaum zufällig, ergab sich erst in der Mitte meines Lebens ein Zusammenhang zwischen meiner beruflichen Tätigkeit und der visionären Schau meiner Knabenzeit.


Ich bin Chemiker geworden, weil ich Einblick in den Bau und das Wesen der Materie gewinnen wollte. Mit der Pflanzenwelt seit früher Kindheit eng verbunden, wählte ich als Arbeitsgebiet die Erforschung der Inhaltsstoffe von Arzneipflanzen, wozu sich in den pharmazeutisch-chemischen Laboratorien der Sandoz AG in Basel Gelegenheit bot. Dabei stiess ich auf psychoaktive, Halluzinationen erzeugende Substanzen, die unter bestimmten Bedingungen den geschilderten spontanen Erlebnissen ähnliche visionäre Zustände hervorzurufen vermögen. Die wichtigste dieser halluzinogenen Substanzen ist unter der Bezeichnung ‚LSD’ bekannt geworden. Halluzinogene fanden als wissenschaftlich interessante Wirkstoffe Eingang in die medizinische Forschung, in die Biologie und Psychiatrie und erlangten später auch in der Drogenszene weite Verbreitung, vor allem LSD.


Beim Studium der mit diesen Arbeiten in Zusammenhang stehenden Literatur lernte ich die grosse allgemeine Bedeutung der visionären Schau kennen. Sie nimmt einen wichtigen Platz ein, nicht nur in der Geschichte der Religionen und in der Mystik, sondern auch im schöpferischen Prozess, in Kunst, Literatur und Wissenschaft. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass viele Menschen auch im täglichen Leben visionäre Erlebnisse haben, aber ihren Sinn und Wert meistens nicht erkennen. Mystische Erfahrungen, wie ich sie in meiner Kindheit hatte, scheinen gar nicht so selten zu sein.


Visionäres Erkennen einer tieferen, umfassenderen Wirklichkeit als der, welche unserem rationalen Alltagsbewusstsein entspricht, wird heute auf verschiedenen Wegen angestrebt, und zwar nicht nur von Anhängern östlicher religiöser Strömungen, sondern auch von Vertretern der Schulpsychiatrie, die ein solches Ganzheitserlebnis als heilendes Grundelement in ihre Therapie einbauen.


Ich teile den Glauben vieler Zeitgenossen, dass die geistige Krise in allen Lebensbereichen unserer westlichen Industriegesellschaft nur überwunden werden kann, wenn wir das materialistische Weltbild, in dem Mensch und Umwelt getrennt sind, durch das Bewusstsein einer alles bergenden Wirklichkeit ersetzen, die auch das sie erfahrende Ich einschliesst und in der sich der Mensch eins weiss mit der lebendigen Natur und der ganzen Schöpfung.


Alle Mittel und Wege, die zu einer solchen grundlegenden Veränderung des Wirklichkeitserlebens beitragen können, verdienen daher ernsthafte Beachtung. Dazu gehören in erster Linie die verschiedenen Methoden der Meditation in religiösem oder weltlichem Rahmen, deren Ziel es ist, ein mystisches Ganzheitserlebnis herbeizuführen und dadurch ein solches vertieftes Wirklichkeitsbewusstsein zu erzeugen. Ein anderer wichtiger, aber noch umstrittener Weg zum gleichen Ziel ist die Nutzbarmachung der bewusstseinsverändernden halluzinogenen Psychopharmaka. So kann LSD in der Psychoanalyse und Psychotherapie als Hilfsmittel dienen um dem Patienten seine Probleme in ihrer wirklichen Bedeutung bewusstzumachen.


Die geplante Hervorrufung mystischer Ganzheitserlebnisse, besonders durch LSD und verwandte Halluzinogene, ist im Unterschied zu spontanem visionären Erleben mit nicht zu unterschätzenden Gefahren verbunden: eben dann, wenn dem spezifischen Wirkungscharakter dieser Substanzen, ihrem Vermögen, den innersten Wesenskern des Menschen, das Bewusstsein, zu beeinflussen, nicht Rechnung getragen wird. Die bisherige Geschichte von LSD zeigt zur Genüge, war für katastrophale Folgen es haben kann, wenn seine Tiefenwirkung verkannt wird und wenn man diesen Wirkstoff mit einem Genussmittel verwechselt. Besondere innere und äussere Vorbereitungen sind notwendig, damit ein LSD-Versuch ein sinnvolles Erlebnis werden kann. Falsche und missbräuchliche Anwendung haben LSD für mich zu einem rechten Sorgenkind werden lassen.


In diesem Buch möchte ich ein umfassendes Bild von LSD, von seiner Entstehung, seinen Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten geben und vor den Gefahren warnen, die mit einem Gebrauch verbunden sind, der dem aussergewöhnlichen Wirkungscharakter dieser Substanz nicht Rechnung trägt. Wenn man lernen würde, die Fähigkeit von LSD, unter geeigneten Bedingungen visionäres Erleben hervorzurufen, in der medizinischen Praxis und in Verbindung mit Meditation besser zu nutzen, dann könnte dieses neuartige Psychopharmakon, glaube ich, von einem Sorgenkind zum Wunderkind werden.“


Den Text habe ich absichtlich in voller Länge übernommen, weil er perfekt dazu dient, meinen Gedankenfaden weiterzuspinnen. Schon Paracelsus ist lange vor Albert Hofmann zum Schluss gekommen, dass erst die Dosis dafür sorgt, dass ein Ding ohne Gift ist. Oder anders gesagt: Medizin in den Händen eines Scharlatans verwandelt sich in Gift, während Gift in den Händen eines Wissenden zu Medizin wird.


Ich kann euch dieses knapp 220-seitige Buch nur wärmstens empfehlen. Mir persönlich war es sowohl Bereicherung als auch Bestätigung meines intuitiven Wissens. Besonders ins Auge gestochen ist mir seine Erläuterung, weshalb sich zu Beginn der 1960er Jahre besonders in den USA eine beinahe epidemieartige Rauschmittelsuchtwelle Bahn brach.


Er schreibt, dass der rapide Anstieg des Drogenkonsums nicht eine Folge der Entdeckung von LSD war, sondern tiefliegende soziologische Ursachen hatte, und zwar: Materialismus, Naturentfremdung als Folge von Industrialisierung und zunehmender Verstädterung, mangelnde Befriedigung in der beruflichen Tätigkeit in einer mechanisierten, entseelten Arbeitswelt, Langeweile und Ziellosigkeit in einer gesättigten Wohlstandsgesellschaft sowie das Fehlen eines religiösen respektive sinngebenden Lebensgrundes.


Die Hippiekultur und LSD sind untrennbar miteinander verbunden. Wenn man in Betracht zieht, dass „Woodstock“ zugleich als Höhe- und Endpunkt ebendieser Bewegung gilt, so ist auch das kaum dem Zufall geschuldet. Für mich – 1970 geboren – war das trotz widrigster Umstände friedliche Festival stets ein Vorbote dessen, was einmal sein würde, sozusagen eine „göttliche“ Offenbarung. Für einen kurzen Moment konnte die Welt staunend miterleben, dass dank einem erweiterten Bewusstsein (wie wir heute wissen, geht das auch drogenfrei), alle Menschen in Liebe eins sein können und dabei weder Geschlecht, Hautfarbe, Alter noch Status eine Rolle spielen.


Als ich das Buch am Stück zu Ende gelesen hatte verstand ich zum ersten Mal, was es bedeutet, die Welt mit unbewusste(re)n Augen zu sehen. Während ich mich schon mein ganzes Leben lang als winziger Bestandteil des grossen Ganzen fühlte - also „Ich bin“ - können viele Mitmenschen mit einem Astronauten verglichen werden, der durchs unendliche Universum schwebt und den Planeten Erde von oben betrachtet.


Diese Erkenntnis hilft mir sehr, mein Umfeld besser zu verstehen und in meinen Texten noch klarer zu umreissen, wie alles miteinander verbunden ist, damit immer mehr Menschen die Wahrheit erkennen.


Das geniale am Leben ist, dass man ein ewig Lernender bleibt! Seid also ganz entspannt im Fluss (Panta rhei).


Mit halluzinogenen Grüssen, eure Susan

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