„... Aber wer sie weiss und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“ Dieses Zitat stammt von niemand geringerem als Bertolt Brecht.
Es ist in der Tat eine ziemlich radikale Aussage, die sich gut für den heutigen Einstieg eignet, ich aber nicht vollends teile, weil man nicht alles und jeden in den gleichen Topf werfen kann. Selbstverständlich gibt es kriminelle Menschen, die alles daran setzen, dass ihre Verbrechen ungesühnt bleiben, also z.B. all die grossen und kleinen Weinsteins oder Madoffs dieser Welt. Auf der anderen Seite stehen all jene die Angst haben; ein Thema welches ich in meinem ersten Beitrag zu beleuchten versuchte.
Als friedfertige Wesen wollen wir immer und jederzeit an das Gute und Schöne glauben. Weil die Welt nun aber leider kein Paradies ist, blenden wir die Wahrheit häufig aus. Was ich ignoriere, das existiert nicht. Macht dieser natürliche Überlebensinstinkt aus jedem gleich einen Verbrecher? Die Antwort darauf ist jedem selber überlassen.
Als wahrheitsliebender Mensch hat es mich schon immer fasziniert, den Dingen auf den Grund zu gehen, sie aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Oft schüttle ich bloss ungläubig den Kopf, wenn ich sehe, welche Probleme sich jene einhandeln, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Fehler zu machen ist menschlich und völlig normal. Wieso aber kann man nicht zu ihnen stehen, daraus lernen, sie allenfalls korrigieren und es danach gut sein lassen?
Eine Lüge aufrecht zu erhalten ist doch wahnsinnig anstrengend. Man muss sich ständig überlegen, wem man was erzählt hat und irgendwann kommt sie sowieso per „Zufall“ ans Tageslicht.
Wenden wir den Blick einmal mehr auf die „Weltmacht“ USA respektive das Spektakel rund um die Präsidentschaftswahlen 2020. Unbeachtet von den Massenmedien finden in den sogenannten „Swing-States“ Anhörungen zum angeblichen Wahlbetrug statt.
In einem Video wurde unter anderem eine republikanische Wahlhelferin angehört, die über Unregelmässigkeiten bei der Auszählung berichtete. Gemäss Team Trump-Anwalt Rudy Giuliani hatte sie zuvor einen sogenannten Affidavit unterzeichnet, also quasi einen schriftlichen Eid geschworen, die Wahrheit zu sagen. Ihre Aussage wurde wiederholt durch die Zwischenrufe eines Regierungsmitgliedes des betreffenden Bundesstaates unterbrochen welches die Zeugin der Lüge bezichtigte.
Der Vorsitzende der Anhörung musste besagtes Regierungsmitglied wiederholt in die Schranken weisen und darauf aufmerksam machen, dass alle Parteien das Recht haben, gehört zu werden. Die Wahlhelferin erklärte sich sogar bereit, ihre Aussage unter Eid vor einem ordentlichen Gericht zu wiederholen.
Wenn man solche Szenen beobachtet kommen einen sofort zwei Gedanken:
Erstens, mit welchem Recht masst sich eine Person an zu behaupten im Besitze der alleinseligmachenden Wahrheit zu sein wo es eine solche gar nicht gibt? Und selbst wenn es so wäre, könnte man in dem Fall einer Untersuchung absolut ruhig und gelassen entgegenblicken. Warum versucht man etwas mit lautem Geschrei zu verhindern, wenn doch alles mit rechten Dingen zugegangen ist?
Ist diesen Leuten wirklich nicht bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten die Gegenseite weiter anstacheln, den Dingen auf den Grund zu gehen, denn wo Rauch ist, ist eben auch Feuer?
Ein Grund mag sein, dass sie die Kosten im Auge haben die solche Klagen verursachen. Aber hatten die Demokraten diese auch im Blick als sie während vier Jahren erfolglos versuchten den ihnen nicht genehmen Präsidenten aus dem Amt zu jagen? In einer funktionierenden Demokratie gilt nun mal gleiches Recht für alle. Lautes Gezeter nützt da rein gar nichts. Abgerechnet wird am Schluss. Im Falle der USA also am 20. Januar 2021. Man darf gespannt sein.
Mich erinnert das alles an eine persönliche Geschichte. Ich habe vor mehr als zwei Jahren im Rahmen eines Crowdfundings für eine neue CD einen substantiellen Betrag für ein Privat-Konzert ausgegeben welches anlässlich meines runden Geburtstages hätte stattfinden sollen. Die in den USA wohnhafte Künstlerin und ich waren lose befreundet weshalb ich über gewisse Vorgänge in ihrem Berufs- als auch Privatleben im Bilde war.
Diverse Beanstandungen bezüglich Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Crowdfunding, die mich selber, teilweise aber auch andere Fans betrafen, führten dazu, dass sie sich nach einer E-Mail meinerseits weigerte, das Konzert zu spielen. In ihren Augen hatte ich eine Grenze überschritten, die ihr automatisch das „Recht“ zugestand, ihren Teil des Vertrages einseitig für nichtig zu erklären, ohne Rückerstattung wohlverstanden.
So einfach oder? Was ist denn schon ein Vertragsrecht?
Nachdem alle weiteren Versuche der Kontaktaufnahme unbeantwortet blieben, machte ich meine Geschichte zu Beginn des Jahres via soziale Medien öffentlich. Jegliche Fakten belegte ich selbstverständlich mit Beweisfotos, denn es ging mir nie darum, sie in die Pfanne zu hauen, sondern eine gütliche Einigung zu erzielen.
Diverse Fans, zu denen sich über die Jahre eine Freundschaft entwickelte, kannten die Details lange vor dem Schritt an die Öffentlichkeit. Trotzdem geschah genau das, was ich erwartet hatte: Statt mit mir zusammen eine Lösung zu finden, ignorierte sie mich weiter und forderte gleichzeitig ihre Fans dazu auf, sich von mir zu distanzieren, weil sie ihnen sonst die „Freundschaft“ aufkündigen würde. Sie nannte mich, die alles belegen kann eine Lügnerin, die ihr nichts als Scherereien bereitet habe. Auch das eine leicht widerlegbare Unwahrheit.
Sie ging sogar so weit, einem Freund weismachen zu wollen, sie habe auf Anraten eines Anwaltes darauf verzichtet, Strafanzeige gegen mich einzureichen, weil die Polizei in einem öffentlichen Spektakel vor meinem Haus und an meinem Arbeitsort vorfahren würde. Sie habe mir diese „Blamage“ ersparen wollen, weil auch in mir irgendwo ein guter Kern stecke.
Auf wessen Seite sich die sogenannten „Freunde“ und Fans mit wenigen Ausnahmen schlugen liegt auf der Hand. Die Beweise sind auf dem Tisch und trotzdem halten alle weiterhin stoisch an der Lüge fest. Dabei erweisen sie ihr mit der schweigenden Komplizenschaft einen Bärendienst, denn so wird sie niemals lernen, Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen respektive die immensen Schwierigkeiten zu überwinden, die sie sich deswegen über die Jahre hinweg eingehandelt hat.
Hier darum nochmals die Frage, die ich eingangs schon stellte: Machen sich die Fans dadurch zu Verbrechern?
Jedes Mal wenn ich die Geschichte erzähle, werde ich gefragt, ob mich das erlittene Unrecht nicht furchtbar wütend mache, vor allem nachdem selbst ein eingeschriebener Brief (ultimative Rückerstattungsforderung) eines befreundeten Anwaltes, welcher u.a. in den USA studiert hatte, ebenso unbeantwortet blieb wie alle vorangegangenen Versuche. Von den verleumderischen Aussagen gegenüber der Firma, welche das Crowdfunding durchgeführt hatte, ganz zu schweigen. Meine Antwort ist stets ein klares „Nein“. Warum sollte ich hadern, wo ich doch die Wahrheit kenne, aber aktuell an der Situation nichts ändern kann?
Im Gegenteil - ich empfinde grosses Mitgefühl mit ihr, denn als spiritueller Mensch ist mir sehr bewusst, wie viel Energie es kostet, die Realität zu verbiegen, vor allem im Wissen darum, dass sie mir eines Tages anlässlich eines Konzertes wieder von Angesicht zu Angesicht wird begegnen müssen.
Niemand kann sich die geltenden Regeln ungestraft so zurechtlegen, wie es ihm gerade in den Kram passt. Wir sehen ja, wohin der Versuch ebendessen geführt hat: in die Spaltung. Wer kann es den Ehrlichen verdenken, dass sie es satt haben, von denen, die es - aus Angst vor den Konsequenzen - mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, in den Pfanne gehauen zu werden?
Ehrlich währt am längsten...
Froher 2. Advent
Susan
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